Thinking

Parasoziales Pandemonium

Publiziert
13. September 2023

Dieses Jahr hat der August seinem Ruf als die “Sauregurkenzeit” für Nachrichten, insbesondere für KI-Nachrichten, alle Ehre gemacht. Gefühlt alle Leute gingen in den Urlaub und überließen Praktikanten, Neulinge und Bots das Ruder.

Anstatt uns mit existenziellen Ängsten zu beschäftigen, traten ganz andere News in den Vordergrund. Da war dieser neue Trend, in Robotertaxis zur Sache zu kommen. Snapchats KI spielte verrückt und streute wahllos Bilder in die Feeds. Dann kam BeFake auf den Markt, eine App, die mit KI schamlos ein makelloses Leben vorgaukelt. Und nicht zu vergessen: die Netflix-Reality-Show “Deep Fake Love“. Hier schauen Kandidaten Videos ihrer Partner, die scheinbar mit anderen knutschen. Sie müssen dann nicht nur herausfinden, ob das Ganze hot or not ist, sondern auch, ob es echt oder fake ist.

Von: Paul Marsden, Digital Strategist SYZYGY GROUP

Jenseits von Sex, Lügen und KI gab’s im August reichlich Neues aus der Welt der KI-‘Synths’. Die Leute haben mit der Dating-App Blush AI herumgespielt, die jetzt “synthetische” Menschen für romantische Eskapaden und pikante Abenteuer bietet.

McKinsey stellte Lilli vor, eine KI-Beraterin, benannt nach ihrer ersten weiblichen Beraterin.

Spotify führte einen KI-DJ in seine weltweit beliebte App ein.

Und bei Google? Da wird gemunkelt, sie arbeiten an einem KI-‘Lebensberater‘, nachdem Studien gezeigt hatten, dass KI-Chatbots tatsächlich helfen, mehr Sport zu treiben, besser zu essen und tiefer zu schlafen.

Wir glauben, dass diese beiden Themen – “synthetische Medien” und “synthetische Personen” (kurz “Synths”) – für viele Unternehmen und Marken von Bedeutung sein werden.

Bei all den von KI erzeugten Inhalten, die kaum noch von menschengemachten zu unterscheiden sind: Wie wollen Sie da noch durchblicken?

Und was ist mit den ‘Synths’ – künstlichen Menschen oder Agenten?

Ist Ihr Unternehmen bereit für eine Belegschaft aus KI-Synths, die mit Menschen kooperieren und konkurrieren?

Eine Flut von “State of AI”-Berichten, veröffentlicht im August von McKinsey, Marketing AI Institute, IBM, CB Insights und Pew Research, zeigt: Es wird höchste Zeit, dass wir uns alle – Menschen und Unternehmen – darüber bewusstwerden sollten, welche Beziehung wir zu Synths haben (wollen).

Psychologen nennen diese Beziehungen zwischen Menschen und KI ‘parasoziale Beziehungen’. Und wenn wir ehrlich sind, kann es in Ihrem Unternehmen bald zu einem ‘parasozialen Chaos’ kommen, weil wir schlichtweg nicht wissen, wie wir mit diesen Beziehungen umgehen sollen.

Jobkonkurrenz wird ein Knackpunkt sein. Und was, wenn Synths voreingenommen oder unangemessen agieren? Wer trägt die Verantwortung für KI-Arbeiten, der Synth oder sein menschlicher Kollege? Und wie sieht’s aus, wenn man mit einem Synth romantisch anbandelt – zum Beispiel Lilli, die KI-Beraterin von McKinsey? Was, wenn der Synth Ihre Vorgesetzte oder ein Kunde ist? Und wenn Sie Ihren Job an einen Synth verlieren – welche Rechte haben Sie dann? Abseits der Arbeit scheinen die moralischen Fragen sich zu vermehren: Wäre es Betrug, wenn Ihr Partner einen Synth datet und nichts sagt? Hm.

Paul Marsden

Was, wenn der Synth Ihre Vorgesetzte oder ein Kunde ist? Wer trägt die Verantwortung für KI-Arbeiten, der Synth oder sein menschlicher Kollege?

Paul Marsden

KI-Dilemma beiseite, der August endete mit einem KI-Highlight, bei dem viele von uns ins Schwärmen geraten sind. Google führte sein Duet AI-Plugin für Google Workspace ein, inklusive eines KI-Assistenten für $30/Monat.

Neben E-Mails schreiben, Präsentationen erstellen und Daten analysieren, kann dieser Duet AI-Synth dank eines neuen “Für mich teilnehmen”-Buttons an Meetings im eigenen Namen teilnehmen. Der Synth wählt sich in die Online-Meetings ein, übermittelt die gewünschten Nachrichten, hört zu, macht Notizen und erstellt im Anschluss einen Bericht für Sie. Währenddessen können Sie einfach an den Strand gehen oder alles andere, was Ihnen Freude bereitet.

Laut einer neuen Studie von Microsoft sind Meetings der größte Produktivitätskiller im Geschäftsleben. Über Ihre Karriere hinweg werden Sie 10 Jahre in Meetings verbringen. Vielleicht ist ja der wahre Produktivitätsboost durch KI das Auslagern von Meetings an KI-Synths. Was könnte man daran nicht lieben? Wir leben in beeindruckenden Zeiten.

Neugierig, was KI in parasozialen Beziehungen so drauf hat? Bei der SYZYGY Group stehen wir bereit, um Ihnen beim KI-Einstieg zu helfen. Hier bekommen Sie einen Überblick von allem, was bisher passiert ist: https://generativeaitimeline.com.

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Dr. Paul Marsden
Dr. Paul Marsden Digital Strategist
SYZYGY GROUP
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