Thinking

Umfrage zum
digitalen Alltag der Deutschen nach der Pandemie

Publiziert
SYZYGY GROUP, 11. April 2022

Autor:
Dr. Paul Marsden, Digital Strategist SYZYGY GROUP

Warum etabliert die SYZYGY GROUP diesen neuen Index?

Weil wir glauben, dass wir damit die folgenden Kernfragen ergründen und beantworten können: Wie nehmen die Verbraucher:innen die Digitalisierung in ihrem Alltag wahr? Tragen digitale Technologien zu einem besseren Wohlbefinden bei? Und was bedeutet dies für Unternehmen, die ihre Kunden mit digitalen Produkten und Dienstleistungen erreichen wollen?

Grundlage der SYZYGY GROUP CDI ist eine repräsentative Umfrage, die wir unter 1.500 Erwachsenen in Deutschland durchgeführt haben.

Erste Erkenntnis: Der Zugang zu digitaler Technologie und deren Nutzung während des Pandemie-Alltags hängt mit der Lebenszufriedenheit und Lebensqualität zusammen, die als deutlichster Indikator für das Wohlbefinden gilt.

Zweite Erkenntnis: Menschen, die besonders häufig digitale Angebote und Dienstleistungen nutzen, fühlen sich signifikant wohler. So liegt deren Wert für ihr Wohlbefinden um 10 Prozent höher als bei denjenigen, die seltener digitale Technik einsetzen.

Dritte Erkenntnis: Bequemlichkeit, oder besser Convenience, ist für die Konsumenten ein zentrales Motiv, um digitale Angebote zu nutzen. Diese Erfahrungen werden ganz sicherlich die meisten von uns gemacht haben – schließlich hat es uns die digitale Vernetzung während der Corona-Pandemie und den Lockdowns ermöglicht, weiterhin Dinge zu tun, die unser Wohlbefinden gesteigert haben – wie etwa unser Leben weiter selbstbestimmt steuern zu können, mit unserer Familie und unseren Freunden in Verbindung zu bleiben oder auch sicher, routiniert und gut informiert mit herausfordernden Situationen umgehen zu können.

Hier setzt der CDI-Bericht der SYZYGY GROUP auf – als eine der ersten Untersuchungen dieser Art, die fundiert aufzeigt, dass die Digitalisierung tatsächlich einen positiven Effekt auf unseren Alltag hat.

Convenience-Tech erleichtert das Leben in schwierigen Zeiten

Aber inwiefern hat die Digitalisierung mit ihren Angeboten, Produkten und Services unser Wohlbefinden messbar steigern können? Dazu haben wir die Interviewten unserer CDI-Umfrage nach den Vorteilen der digitalen Technologie für ihren Alltag befragt.

Ein wesentliches Ergebnis lautet: Die Digitalisierung dient in erster Linie der Bequemlichkeit. Digitalisierung spart Zeit und Arbeit.

 

So nannten 61 Prozent der Befragten die Zeitersparnis als einen der drei wesentlichen Vorteile. Bei 46 Prozent war es der Komfort und bei 26 Prozent die Möglichkeit, Tätigkeiten jederzeit und an nahezu jedem beliebigen Ort erledigen zu können. Wenn Menschen also an die Vorteile der Digitalisierung für ihr Leben denken, denken sie vor allem an Bequemlichkeit, an Convenience.

Das klingt erst mal wenig überraschend. Denn wir entscheiden uns für digitale Lösungen nicht zwangsläufig und zuerst deshalb, weil sie uns guttun oder ein persönliches Erlebnis bieten, sondern weil sie für uns bequem und komfortabel sind. Weil wir so Zeit sparen können und weil unsere Arbeit erleichtert wird, indem wir Dinge schnell und einfach erledigen können. Dies spiegelt auch die grundlegende Psychologie von Technologie wider. Danach wirkt sich Technologie positiv auf die Psyche aus, wenn sie die „Selbstbestimmung“ fördert, uns also die Kontrolle überlässt. Folgendes war uns bei unserer Umfrage klar: Da wir die Interviews während der Pandemie durchgeführt haben, könnte dies einige Ergebnisse verzerrt haben. Doch gleichwohl gilt: Die Annahme, dass Bequemlichkeit und Komfort für die Verbraucher:innen bei der Digitalisierung ganz oben stehen, ist evident – und zwar losgelöst von der pandemischen Situation und den dadurch resultierenden Lockdowns und Einschränkungen. Bequemlichkeit aber ist etwas, dass die Digitalisierung umfassend bieten kann.

Welche Auswirkungen die Ergebnisse unserer Umfrage auf Unternehmen haben, lässt sich einfach und stichhaltig ableiten. Wir leben in einer gehypten Welt digitaler Trends, dominiert von einem Metaversum, Krypto-Werten, von digitalen Erfahrungen und Erlebnissen und von einer tendenziellen Überanspruchung der Konsumierenden. Für die meisten Unternehmen heißt dies, dass sie nur profitieren können, wenn sie ihre digitale Strategie zukünftig wieder auf die Grundlagen der Convenience-Tech, also die Wünsche und das Verlangen der Konsumenten nach Bequemlichkeit konzentrieren. Ausgehend von den Ergebnissen unserer Befragung sollte einer digitalen Strategie eine einfache Frage vorangestellt werden:

Wie können Unternehmen dazu beitragen, den Menschen das Leben leichter zu machen und einfacher zu gestalten? Hier kommt es auf die passgenaue Convenience-Tech an, also eine Technologie, die den Menschen Zeit und Arbeit spart.

Verbraucher:innen sind digitale Optimist:innen, wollen aber keine digitale Abhängigkeit.

Unsere Studie gibt noch weitere interessante Einblicke in den digitalen Alltag der Verbraucher:innen. Unternehmen könnten auch davon profitieren, wenn sie Menschen dabei helfen, dass sie ihre digitale Bildschirmzeit reduzieren können. Das mag paradox klingen, wenn diese Erkenntnis von einer Agenturgruppe verbreitet wird, die digitalen Lösungen entwickelt und umfassend umsetzt.

Aber es ist das, was die Verbraucher:innen wollen! Insgesamt sind die Deutschen digitale Optimist:innen: 59 Prozent der Befragten sagen, dass ein hoch digitalisiertes Leben ein besseres Leben ist. Dennoch fühlen sich 66 Prozent dazu verpflichtet, ständig online, ständig vernetzt, also always on zu sein. Trotz der Vorteile, die eine Digitalisierung ganz offensichtlich bietet, haben 60 Prozent der Befragten das Gefühl, zu viel Zeit mit digitaler Technologie zu verbringen. 55 Prozent möchten sogar ihre Online-Zeit reduzieren. Bei den Digital Natives der „Generation Z“ (nach 1996 geboren) ist dieser Anteil sogar weitaus höher: 80 Prozent denken, zu lange online zu sein und zu viel Zeit für digitale Inhalte aufzuwenden. 76 Prozent wollen ihren digitalen Zeitaufwand reduzieren.

Kurzum: Die Verbraucher:innen in Deutschland wünschen sich zwar die zeitsparenden Vorteile des Digitalen, aber auch eine kürzere Bildschirmzeit. Eine der größten Herausforderungen für Unternehmen liegt nun darin, dass viele Verbraucher:innen laut unserer Umfrage digitale Technologien als „süchtig machend“ empfinden. Fast die Hälfte der Befragten (48 Prozent) fühlen sich „abhängig“ davon. Bei den jüngeren Menschen der Generation Z sowie den nach 1980 geborenen Millennials sind es sogar 75 Prozent.

Dr. Paul Marsden

Digitale Angebote, Produkte und Services haben sich während der Pandemie erheblich auf das Wohlbefinden der Menschen ausgewirkt.

Dr. Paul Marsden
Digital Strategist SYZYGY GROUP
Dabei geben insgesamt 45 Prozent der Befragten an, so abhängig von der digitalen Technik zu sein, dass sie lieber einen Monat lang aufs Frühstück verzichten würden, als einen Monat lang offline zu sein. 34 Prozent würden sogar einen Monat lang auf Sex verzichten. 26 Prozent hätten lieber einen gebrochenen Finger als ein defektes Smartphone.
Bei der Generation Z liegen die Zahlen noch deutlich höher: 56 Prozent würden lieber einen Monat lang aufs Frühstück verzichten, 46 Prozent auf den Sex und 44 Prozent würden eher einen gebrochenen Finger in Kauf nehmen als ein nicht funktionierendes Smartphone.
Obwohl die „digitale Sucht“ ein strittiges und viel diskutiertes Thema ist und in erster Linie mit OnlineSpielen und Social Media in Verbindung gebracht wird, ist die Aussagekraft unserer Umfrage eindeutig: Digitale Unternehmen sollten vorsichtig mit „süchtig machenden“ Angeboten sein, die zu viel Zeit und Aufmerksamkeit der Menschen in Anspruch nehmen.
Stattdessen empfiehlt es sich, auf die Convenience-Tech zu setzen, die weniger Bildschirmzeit erfordert. Davon können die Unternehmen jedoch profitieren – einfach, weil die Zukunft des Digitalen in den Vorteilen des Digitalen liegt. Hier gilt ganz besonders: Qualität schlägt Quantität.

Höchste Zeit umzudenken

Für die Zukunft der Digitalisierung wird vor allem eines deutlich: Die Verbraucher:innen wünschen sich zeitsparende Lösungen. Schließlich ist Zeit ein kostbares und zugleich das endlichste Gut von allen. Die menschliche Lebensspanne beträgt durchschnittlich rund 2,5 Milliarden Herzschläge. Jeder einzelne dieser Herzschläge ist wichtig. Der grundlegende Nutzen der Digitalisierung sollte es also sein, den Menschen zu helfen, Zeit dafür zu sparen, um ihr Leben zu genießen und um sich wohlzufühlen. Das ist der Unterschied, den eine durchdachte und damit sinnvolle Digitalisierung bieten kann.

Ich bin Diplom-Psychologe und helfe Marken, ihre Verbraucher:innen zu verstehen.
Dr. Paul Marsden
Dr. Paul Marsden Digital Strategist
SYZYGY GROUP
On this page