Der Sommer ist in den Nachrichten als „Sauregurkenzeit“ bekannt, und KI hat diese Challenge im August angenommen und dann auch prompt geliefert. Die Waymo-Robotaxis, die mittlerweile 100.000 Fahrten pro Woche durchführen, wurden bei geheimen Rendezvous auf Parkplätzen erwischt, bei denen sie sich unerklärlicherweise gegenseitig anhupten. Lindy, die KI-Assistentin, wurde abtrünnig und veralberte Nutzer:innen, während ein von der KI generierter Parodie-Song die deutschen Charts stürmte. Eugenia Kuyda, die Gründerin von Replika, gab uns ihren Segen zur Heirat mit KI-Chatbots. Denn wer braucht schon menschliche Dramen, wenn man Seelenverwandte aus Silikon haben kann?
Von: Paul Marsden, Digital Strategist SYZYGY GROUP
Vor einem Jahr wären diese Schlagzeilen noch schneller abgetan worden als eine kalte Salesanfrage auf LinkedIn. Aber der unaufhaltsame Vormarsch der KI hat uns kollektiv mit den Schultern zucken lassen. Desensibilisiert? Check. Gewöhnt? Double-Check. Lassen Sie uns im Schnelldurchlauf die KI-Eskapaden des Monats August durchgehen, um zu sehen, ob Sie noch irgendetwas überraschen kann:
Ein neuer humanoider Roboter, der bei BMW arbeitet? Okay… Eine tote Prominente, die als KI-Klon für eine Ausstellung in der Met wiederauferstanden ist? Gähn… 86% der Universitätsstudenten und 72% der Schüler nutzen KI für Kursarbeiten? Whatever… KI wird vor allem für kreative Kompositionen und perverse Rollenspiele genutzt? Von mir aus… Trump wirbt für gefälschte KI-generierte Taylor-Swift-Werbung? Völlig normal. Die Demokraten müssen 1 Million Dollar Strafe für KI-geklonte Werbeanrufe zahlen? Wen kümmert’s? Amazon spart 4.500 Entwicklerjahre und 260 Millionen Dollar mit KI? Egal. Schulen, die menschliche Lehrer durch KI-Tutoren ersetzen? Klar, warum nicht. Meta bietet Hollywood-Stars Millionen, um ihre Stimmen zu klonen und zu vermarkten? Von gestern. Fünf neue KI-Modelle, die um die Vorherrschaft konkurrieren? Und weiter? Offener Zugang zu einer Fülle neuer hyperrealistischer KI-Bild- und Videogeneratoren? Been there, done that. Nach dem Flop des Humane AI Pin (mehr Rückläufer als Verkäufe), eine neue 99-Dollar-KI-Halskette von friend.com, die verspricht, Ihre Black Mirror-BFF zu sein? Just another day in paradise.
Und das ist nur der August.
Was soll man als Marketer mit diesem KI-Ansturm anfangen, während die Welt wieder zur Schule und zur Arbeit geht?
Option 1: Alles als Hype abtun und darauf warten, dass sich der KI-Elfenstaub legt und die KI-Aktie abstürzt. Aber Vorsicht, Sie könnten sich als so irrelevant wie ein Faxgerät in einer Welt des Instant Messaging wiederfinden. Oder Sie werden wie der sprichwörtliche Frosch im zunehmend heißen KI-Wasser gekocht.
Option 2: Tun Sie das, was Marketer am besten können – Bedürfnisse ansprechen. Die Menschen sind hungrig nach KI-Weiterbildung. 67% der Schreibtischarbeiter:innen erwarten, dass sie bei der Arbeit KI-Fähigkeiten erlernen, 72% der Studierenden sehnen sich nach KI-Ausbildung, und 66% der Arbeitgeber:innen werden Sie nicht einstellen, wenn Sie keine KI-Fähigkeiten haben. Wenn es beim Marketing darum geht, den Juckreiz zu befriedigen, dann sollten wir die KI-Kompetenz im Beruf, im Leben und in der Liebe fördern. Und lassen Sie uns zu Hause beginnen: Lebenslanges KI-Lernen für jeden Marketer.
Die großen KI-Player tun ihr Übriges, um die Einführung von KI zu verlangsamen, indem sie uns mit ihrer Technologie tröpfchenweise versorgen, damit wir nicht ausflippen (Lecker: Strawberries). Aber wir müssen Schritt halten. Die KI-Präsentation von vor einem Jahr? Veraltet. Erinnern Sie sich noch an die Zeit, als „Prompt-Engineering“ der letzte Schrei war? Heute wissen wir, dass es sich dabei nur um eine aufgemotzte Beschwörungsformel handelt – fragen Sie einfach Apple nach „keine Halluzinationen“. Der Punkt ist, dass sich die KI schnell weiterentwickelt. Drehen Sie ihr einen Monat lang den Rücken zu, und schon stehen Sie auf der falschen Seite der KI-Kluft.
Was wir brauchen, ist eine kontinuierliche, „sehr nüchterne, sehr achtsame“ KI-Ausbildung. Hier kommt Oprah Winfrey ins Spiel und kündigt „AI And The Future Of Us“ (KI und unsere Zukunft) an – eine Sendung ohne Fachchinesisch, die die Menschheit für unsere von KI durchdrungene Welt fit machen soll. Wir alle brauchen ein bisschen mehr Oprah in unserem Leben.
Es ist also an der Zeit, dass wir alle wieder zur Schule gehen. Denn in der KI-Ära gilt mehr denn je: Es ist keine Schande nichts zu wissen, wohl aber, nichts lernen zu wollen.
Der Unterricht ist beendet… bis nächsten Monat.